Tema 10 – La palabra como signo lingüístico. Homonimia, sinonimia, polisemia, antonimia.

Tema 10 – La palabra como signo lingüístico. Homonimia, sinonimia, polisemia, antonimia.

1. Das Wort als sprachliches Zeichen

2. Homonymie, Polysemie

3. Synonymie – Antonymie

1. Das Wort als sprachliches Zeichen

Bereits Aristoteles hatte darauf aufmerksam gemacht, dass wir mit Stellvertretern, mit Zeichen, kommunizieren, denken und handeln. So steht das Namenswort Pierce auch für einen berühmten amerikanischen Philosophen, der von 1839 bis1914 gelebt hat und der sich in seiem Essay Wie unsere Ideen zu klären sind u. a. mit den Stellvertretern in der menschlichen Kommunikation beschäftig hat. Seine Erweiterung der Zeichendefinition um die Komponente der Wirkung auf die Zeichenbenutzer, die er dem Bezeichneten und dem Stellvertreter hinzugefügt hat, war eine wichtige Innovation, weil etwas nur dann Zeichen werden kann, wenn es von den Zeichenbenutzern vereinbart wird.

Wichtig ist auch, die verbale von den nonverbalen Zeichen bei deren wissenschaftlicher Betrachtung zu trennen. Leider hat es in der Vergangenheit in der Linguistik den Trend gegeben, die nichtverbalen Zeichen unbeachtet zu lassen. Das ist deshalb nicht richtig, weil oftmals die nichtverbalen Zeichen wichtiger für den Kommunikationserfolg sind als die Wörter und Sätze. Nonverbalen Zeichen sind zum einem die paraverbalen (Stimme) und zum anderen die non verbalen Zeichen im engeren Sinne (Gestik und Mimik). Wer beim Aussprechen eines Tadels den Gescholtenen anlächelt und mit leiser unmodulierter Stimme spricht, wird in der Regel nicht viel Erfolg haben. Andererseits kann dies als bewusst eingesetztes Mittel auch einm Tadel die verletzende Schärfe nehmen.

Sprachliche Zeichen haben folgende Grundeigenschaften:

1. Sprachzeichen sind strukturierte Gebilde.

2. Die Zuordnung von formativ und Bedeutung ist ursprünglich arbiträr.

3. Neubildungen sind in der Regel motiviert.

4. Sprachzeichen sind in Zeichensystemen eingeordnet.

5. Sprachzeichen sind unveränderlich und veränderlich.

6. Sprachzeichen sind allgemein und speziell.

Diese Grundeigenschaften werden nachfolgend erläutert.

1. Sprachzeichen sind strukturierte Gebilde, d. h. sie bestehen aus Komponenten.
Das Sprachzeichen hat zwei Teile. Zum einem muss ein formativ (auch Zeichenausdruck, Signifikant, Bezeichnendes genannt) haben, eine produzierbare bzw. reproduzierbare Einheit. Dem Formativ entspricht psychisch eine Zeichengestalt, die ein mentales Äquivalent für dis Sprachproduktion und die Sprachrezeption ist (Sprachschallbild) und ein physikalischer Zeichenkörper (die akustische bzw. graphische Struktur). Um ein Sprachenzeichen zu sein, bedarf es auβerdem einer Bedeutung. Diese ist psychisch, d. h., sie ist im Langzeitgedächtnis „aufbewahrt” und ihr entspricht ein Denotat (sie bezeichnet etwas). de Saussure (1931, S. 134) sprach davon, dass diese beiden Seiten untrennbar, wie bei einem Blatt Papier miteinander verbunden seien:

Die Sprache ist […] vergleichbar mit einem Blatt Papier: das Denken ist die Vorderseite und der Laut die Rückseite; man kann dien Vorderseite nicht zerschneiden, ohne zugleich die Rückseite zu zerschneiden; ebenso könnte man in der Sprache weder den Laut vom Gedanken noch den Gedanken vom Laut trennen.

Heute nimmt man diese Untrennbarkeit nicht mehr an. Lutzeier (1985) verweist auf folgende Tatsachen, die gegen eine Untrennbarkeit sprechen:

· Die Möglichkeit des Überstezens von Wörtern zeigt, dass Bedeutungen losgelöst von sprachlichen Formen sind, dass Bedeutungen und Formen wahrscheinlich in unterschiedlichen mentalen Lexika gespeichert sind.

· Das Auftreten von Synonymen (eine Bedeutung und mehrere Formative verdeutlich dies ebenfalls.

· Das Vorkommen von Bedeutungswandel beim Beibehaltendes Formativs spricht ebenfalls nicht für die Untrennbarkeit, weil sich dan auch das Formativ ändern müsste. Analoges trifft auf Fälle des Formativwandels zu.

2. Die Zuordnung von Formativ und Bedeutung ist ursprunglich arbirträr. Das bedeutet, dass bei den symbolischen Zeichen zwischen dem Bezeichnenden (Zeichenkörper) und dem Bezeichneten eine beliebige, also keine abbildende Relation besteht. Die kognitiven Erfahrungen der Menschen reflektieren sich nicht in den Zeichenkörpern.

3. Neben den unmotivierten, undurchsichtigen Zeichen gibt es die motivierten. Neubildungen sin heute in der Regel motiviert. Sie entstehen auf der Basis des vorhandenen Sprachmaterials. Diese „Bearbeitung” des Vorhandenen kann unterschiedlicher Art sein:

· Natürlich (phonetisch) sind Wörter motiviert, wenn sie sinnlich Wahrnehmbares des Denotats im Formativ wiedergeben. Schallwörter (Onomatopeica), wie Kuckuck, sind der prototypische Fall dafür. Schon de Saussure (1931, S81) hat u. a. zu bedenken gegeben, dass diese gering in ihrer Anzahl seien und dass sie bei der „Prägung schon in einem gewiesen Grad beliebig” seien „da sie nur die annährende und bereits halb konvetionelle Nachahmung gewisser Laute sind (vgl. franz. ouaoua und deutsch wau wau)”. Auch Synästhesien werden zur Gruppe der natürlich motivierten Wörter gerechnet. Das sind Wörter und Wendungen, die verschiedenartige Sinneswahrnehmungen verknüpfen, wobei eine von ihnen übertragene Bedeutung annimmt, wie in schreiende (Ungerechtigkeit)

· Die meisten Wörter sind durch ihre Wortbausteine, die Morpheme, motiviert. Bei morphematischer Motiviertheit kann gesamtbedeutung des Wortes aus den Teilbedeutungen der Morphenbausteine ermittelt werden. Da bei Wortkonstruktionen meist ein Idiomatisierungprozess eintritt, können vershiedene Motiviertheitsgrade vorliegen:

a. Vollmotieviert ist Wollkleid, da die Paraphrase Kleid aus aus Wolle in ihrer Bedeutung mit dem Kompositum übereinstimmt.

b. Teilmotiviert ist Handtuch. Die Paraphrase Tuch zum Abtrocknen der Hand trifft nur partiell zu. Das Wort hat eine Bedeutungexpansion erfahren.

c. Idiomatisch, semantisch nicht mehr durchsichtig, ist Bräutigam. Das der Bräutigam der „Mann der Braut” ist, wird nicht sichtbar, weil die zweite Wortkonstituente (gam) nicht mehr in freier Verwendung vorkommt.

· Viele Wörter haben auch semantisch (figurativ) motivierte Bedeutungsvarianten. Semantische Motiviertheit liegt dann vor, wenn zur Bezeichnung eines weiteren Denotats ein schon vorhandenes Wort benutzt wird. Beispiele aus der Computerbranche:

o Virus (ein sich selbst vermehrendes Programm); Maus; Speicher

Worter können auch in morphologisch und semantisch motiviert sein (morpho-semantisch)

o Bootvirus, Makrovirus, Stealth-virus, Scherz-Virus

· Als etymologisch motiviert bezeichnet man Wörter, die in einer früheren Sprachepoche noch motiviert waren. So geht Bett für heutige Sprachteilnehmende nicht mehr nachvollziehbar wahrscheinlich auf indogermanisch bhedh- (graben) züruck (eine in den boden gegraben Lagerstätte)

Im Zusammenhang mit der Bewegung der Political Correctness gibt es in den letzten Jahrzehnten verstärkte Bemühungen um Wortbildungen und Wortverwendungen, die Randgruppen oder Minderheiten nicht abwerten. Öfter kommt es zu undifferenzierten Verunglimpfungen der Bemühungen um nicht diskriminierende Motivierungen.

Besonders häufig werden Bemühungen um nicht diskriminierende Motivierungen mit Motivierungen nach vorherrschenden Ideologien verwechselt oder gleichgetsetzt. Letzteres ist u. E. abzulehnen, weil es den Meinungsstreit und den Erkenntnisfortschritt behindert. So wurde die unterschiedliche Einstellung zum Kosovo-Krieg auch in den jeweils gewählten Bezeichnungen sichtbar: Kosovo-Krieg vs. friedensstiftende Maβnahme. Auch mittels der verwendeten Lexeme, können Einstellungen ausgedrückt werden. Während Krieg einen mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikt bezeichnet, bleibt friedensstiftende Maβnahme bezüglich der verwendeten Mittel unbestimmt und nimmt deshalb einen euphemistishen Charakter an. Ein anderes Beispiel ist die unterschiedliche Benennung von Umsiedlungen von Bevölkerungsgruppen mit Transfer oder Vertreibung, wie im „Internationalen Frühshoppen”. Heute wird von Militärs der „Kampf” um die richtige Bezeichnung als sehr wichtig im Rahmen der psychologischen Kriegsführung angesehen.

Sprachlich diskriminieren heisst, eine soziale Diskriminierung sprachlich zu realisieren. Angehörige einer Minderheit werden nicht als Individuen wahrgenommen, sondern als Angehörige einer Gruppe, der pauschal stereotype, abwertende Eigenschaften zugesprochen werden. Markefka (1995) führt u. a. folgenden Gruppe auf, die in unserer Gesellschaft als Minderheiten betrachtet werden:

a) Farbige und ausländische Arbeiter, Kinder und ganze Menschengruppen, die auf Grund der Merkmale „Rasse” und Nationalität diskriminiert werden. Diskriminierende Bezeichnungen sind z. b.

Kümmeltürke, Dachpappe, Neger, Zonendöbel

b) Angehörige von Religionsgemeinschften und Sekten:

Kopftuchsrulle, Kathole, Itzig

c) Menschen mit körpelichen, geistigen und psychischen Auffäligkeiten (Alte, Geisteskranken, Drogenabhängige)

Krüppel, Idiot, Junkie, Schizo

d) Sexuell anders Orientierte (Homophile, Homosexuelle)

Schwuchtell, Kinderficker

e) Straffällige und Vorbestrafte

Knacki

f) Ökonomische und soziale Unterschichten (Arme, Obdachlose, Nichtsesshafte)

Buschkeppler, Prolo, Gammler

4. Sprachzeichen sind in Zeichensystemen angeordnet. Sie erhalten ihren wahren Wert erst in der Verbindung zu den anderen Zeichen und durch ihre internen Relationen. Der Begriff des Wertes nimmt in der strukturalistischen Linguistik, als deren Ahnvater de Saussure gilt, eine zentrale Stellung ein. Dass die Sprache aber weit mehr als ein Zeichensystem ist, wird heute allgemein anerkannt. Allerdings gibt es über die Interpretierbarkeit von Sprachenzeichen und ihren Relationen unterschiedliche Auffassungen. Derrida (1974) beispielerweise lehnt in seiner „Grammatologie” eine eindeutige Interpretierbarkeit ab.

5. Sprachzeichen sind unveränderlich und veränderlich. Diese scheinbare Kontradiktion löst sich dahingehend auf, dass zwischen dem individuellen sprechenden und der Sprachgemeinschaft als Ganzes unterschieden werden muss (de Saussure, 1931, S. 83)

Die Masse des Sprachgenossen wird der Wahl der Bezeichnung nicht zu Rate gezogen, und die von der Sprache gewählte Bezeichnung könnte nicht durch eine andere ersetzt werden. […] Keine Sprache kann sich der Einflüsse erwehren, welche auf Schritt und Tritt das Verhältnis von Bezeichnetem und Bezeichnendem verrücken.

Sprachzeichen verändern sich sowohl auf der Formativ- (Beispiel in (a)) als auch auf der Bedeutungsseite bzw. auf beiden (vgl. (b)). Diese Verändungen sind für die Sprachteilnehmer wahrnehmbar, weil sie z. T. relativ schnell vor sich gehen. Dies konnten nach dem Zusammenbruch der DDR die dortigen Bewohner/innen besonders deutlich wahrnehmen. So fielen viele Wörter aus der offiziellen Sprache der DDR weg, weil das Denotat verschwand (z. B. antifaschistischer Schutzwall, Reisekader, …) Andereseits traten andere Wörter an die Stelle der bisherigen (z. B. statt Kaderleitung Personalabteilung). Es kam auch zu Bedeutungsverändungen bei Lexemen (wie bei Jugendweihe)

(a) 1. ahd, thenken (8. Jh) → nhd. denken:
Ursache 1. germanische Lautverschiebung

2. Familiennamen Möller → Müller; Goyer Gauger:

Ursache: Überführung der niederdeutschen in die hochdeutschen Formen

(b) 1. mhd. enboeren bedeutete bis zum 19 JH. AUFWIEGELN

empören ERREGEN, ENTRÜSTEN

2. ahd. sufan IN KLEINEN SCHLUCKEN TRINKEN, NIPPEN

saufen TRINKEN DES VIEHS; UNMÄβIG (ALKOHOL) TRINKEN

6. Sprachzeichen sind allgemein (ein Typ) und speziell (ein Token, ein Repräsentant eines Typs). Das wort Tulpenfeld ist in seiner Bedeutung (Intension) so allgemein, dass man es auf jede Art von Feldern mit Tulpen anwenden kann (In Holland gibt es viele Tulpenfelder) Gleichzeitig ist es so speziell, dass es möglich ist, auf ein ganz spezifisches Tulpenfeld zu referieren (Dieses Tulpenfeld gefällt mir)

2. Homonymie, Polysemie

2.1. Begriffsdefinition

Der Begriff Homonymie lässt sich vom Griechischen homonumos (homo = gleich; onuma = Name) ableiten und bezeichnet die Beziehung zwischen Wörtern, die Homonyme sind.

Unter Homonymen versteht man Wörter mit übereinstimmender Aussprache (Homophonie) und Schreibung (Homographie), aber unterschiedlicher Bedeutung und häufig auch Etymologie. Bekannte Beispiele dafür sind etwa Bank (Geldinstitut, Sitzgelegenheit), Kiefer (Baum, Teil des Schädelknochens), arm/Arm (mittellos/Gliedmaße) oder Strauß (Vogel, Blumengebinde). Wie an den genannten Beispielen ersichtlich, sind die verschiedenen Bedeutungen homonymer Ausdrücke nicht direkt miteinander verbunden. Fast alle Wörter unserer Sprache erhalten aus ihrer jeweiligen syntaktischen Verknüpfung heraus unterschiedliche Bedeutungen. Dies gilt für Verben interessanterweise in noch stärkerem Maße als für Substantive. Lassen sich die verschiedenen Bedeutungen voneinander ableiten, so spricht man von Polysemie. Das Gegenteil eines Homonyms, also mehrere Bezeichnungen für denselben Begriff, sind Synonyme.

Zum Teil unterscheiden sich Homonyme grammatikalisch voneinander, z. B. durch Genus (der Kiefer, die Kiefer), Plural (die Bänke/Banken) oder Konjugation. Diachron gesehen entstehen Homonyme durch „zufällige“ lautgeschichtliche und semantische Entwicklungen: Wörter mit verschiedenen etymologischen Wurzeln wachsen zu einer Ausdrucksform zusammen, z. B. ahd. tou > nhd. tau (‚Niederschlag’), das mit dem im 17. Jh. aus dem Nddt. entlehnten tau (‚Seil’) identisch ist. Umgekehrt kommt es jedoch ebenfalls vor, dass ein Ausdruck sich in zwei Wörter mit gleicher Ausdrucksform differenziert, z. B. ahd./mhd. zuc (‚ziehen’) > nhd. zug (‚Eisenbahn’) und zug (‚Gesichtszüge’).

Wenn ein Wort mehrere, aber noch verwandte Bedeutungen hat, spricht man von Polysemie (von griech. polysemantos = vieles bezeichnend). Polysemie ist zwar eine natürliche Eigenschaft von sprachlichen Zeichen – es gibt kaum Wörter mit nur einer Bedeutung –, jedoch ist die theoretische Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand noch nicht zu befriedigenden Ergebnissen gekommen. Mehrdeutigkeit führt auch in der konkreten Sprachbenutzung zu Problemen und Missverständnissen. In der Theorie konkurrieren mehrere Konzepte um die plausibelste Erklärung der Mehrdeutigkeit in der Sprache, in der Praxis müssen Probleme des Sprachunterrichts, Probleme der Textverständlichkeit und der Eindeutigkeit (z.B. bei rechtsverbindlichen Texten wie Kaufverträgen und Garantien) gelöst werden.

Die Bedeutungseigenschaft der Polysemie bezieht sich auf ein und dasselbe Lexem mit identischer Form, jedoch verschiedenen Inhalten. Wenn man in einem Wörterbuch nachschlägt, wird man diese Inhalte unter einem einzigen Oberbegriff finden. Etymologisch lassen sich die verschiedenen Bedeutungen auf eine gemeinsame Quelle zurückverfolgen – die Unterschiede sind durch metaphorische Ausdehnung entstanden. Die Erscheinung der Polysemie ist kaum noch von der Homonymie zu trennen, da auch etymologische Recherchen sich nicht immer als zielführend erweisen: So handelt es sich bei Fuchs (Raubtier) und Fuchs (Pferd) um Polysemie, weil sich der Zusammenhang der beiden Bedeutungen (rote Farbe) unschwer erkennen lässt. Anders ist es aber beim Wort Stift. In der Bedeutung ‚Nagel’, ‚Bleistift’ steht es neben Stift ‚Lehrling’, ‚Halbwüchsiger’ und Stift im Sinne von ‚Bauwerk’, ‚Institution’. „Diese Wörter lassen sich zwar auf eine gemeinsame Wurzel mit der ersten Bed. zurückführen, doch eine Entscheidung, ob in diesem Falle Homonymie oder Polysemie vorliegt, ist letztlich willkürlich.“

Die Bedeutungsverschiedenheit bleibt damit das wesentliche, „wenn auch nicht hinreichend exakte“ Unterscheidungskriterium zwischen Homonymie und Polysemie.

4.2. Beispiele

In unserem Wortfeld finden sich einige polyseme Einträge mit „todesfernen“ Zusatzbedeutungen. Eines der anschaulichsten Beispiele dafür ist wohl ‚abkratzen’, das auch im Sinne von ‚(ab)schleifen’ (Lack o. ä.) oder ‚reinigen’ (Topf) Verwendung findet. Das heutige ‚abkratzen’ ist in der Verwendung ähnlich dem mhd. schab ab. Die Wendung ‚schabe abe!’, von Christian Kiening übersetzt mit ‚kratz ab!’, taucht u. a. in der bekannten Prosadichtung Johannes von Tepls Der Ackermann aus Böhmen (1400/01) auf.

Abgehen‘ findet auch Gebrauch im Sinne von ‚fehlen‘, ‚vermissen’, ‚eine Schule verlassen‘, ‚los sein‘ („Was geht ab?“), ‚einen anderen Weg einschlagen‘ oder im medizinischen Zusammenhang (Nierensteine).

Absaufen’ kann nicht nur den ‚Tod durch Ertrinken bezeichnen’, sondern zusätzlich synonym zu ‚sich maßlos betrinken’ verwendet werden. Auch ein Motor kann ‚absaufen’.

Eingehen’ hat neben der Bedeutung von ‚sterben’ noch die von ‚schrumpfen’, ‚kleiner werden’(z. B. Wäsche).

Erstarren’ wird auch im Sinne von ‚erschrecken’ verwendet.

Vergehen’ wird nicht nur im Sinne von ‚sterben’, ‚untergehen’ gebraucht, sondern auch im Sinne von ‚verstreichen’, ‚vorübergehen’ (Zeit). Ein ‚Vergehen’ bezeichnet hingegen ein ‚Strafdelikt’, einen ‚Fehltritt’. Dies wäre ein Beispiel für Homonymie.

3. Synonymie – Antonymie

3.1. Begriffsdefinition

Ein Synonym ist ein Wort, das trotz unterschiedlicher Benennung mit einem oder mehreren anderen Wörtern die gleiche Bedeutung hat, z. B. Arzt – Mediziner oder Fahrstuhl – Lift. Mitunter erreichen Markennamen einen derartigen Bekanntheitsgrad, dass sie umgangsprachlich synonym für ihre Produktgattung benutzt werden, z. B. Tempo (Papiertaschentuch), UHU (Alleskleber), Tixo (Klebeband). Manchmal, besonders im Umfeld von Tod und Sterben, werden Synonyme verwendet, um einen Vorgang euphemistisch zu umschreiben, z.B. ableben für sterben. Eine Synonymie zwischen festen Elementen unseres Wortschatzes ist jedoch recht selten. Bedeutungsgleichheiten sind eher auf stilistische (abkratzen, krepieren) oder soziologische Varianten zurückzuführen. Entscheidend ist aber, dass Wörter, die synonym zueinander sind, unbedingt in dieselbe Wortklasse (Verb, Nomen etc.) fallen müssen.

Ob es Fälle von völlig identischer Bedeutung gibt, die für alle Kontexte zutrifft, ist eine müßige Frage, die kaum verbindlich gelöst werden kann. Man spricht daher von verschiedenen Graden der Synonymie oder von Synonymie in gewissen Kontexten. Häufig ist der begriffliche Bedeutungskern (das Denotat oder in anderer Terminologie die kognitive Bedeutung) in etwa gleich, der emotionale Gehalt und/oder stilistische Wert (das Konnotat oder die emotive Bedeutung) aber verschieden, z. B. bei Suizid begehen und si hamdrahn, bei erschossen werden und abgeknallt werden oder ertrinken und absaufen.

Da es komplette Synonyme bei genauer Betrachtung in Fachsprachen1 und auch in der natürlichen Sprache kaum gibt, müssen die meisten sog. Synonyme als Quasisynonyme oder teilweise/partielle Synonyme angesehen werden, d. h. als Wörter, die trotz unterschiedlicher Benennung fast die gleiche Bedeutung haben. Die Wörter abgemurkst werden und ermordet werden bezeichnen beide den gleichen Vorgang, unterscheiden sich aber in der Stilebene. Semmel und Brötchen bezeichnen ebenfalls beide dasselbe. Allerdings wird ein Norddeutscher den Begriff Semmel selten bis gar nicht verwenden bzw. ihn unter Umständen gar nicht kennen.

Ähnliches gilt für Brötchen in Österreich. Die beiden Begriffe unterscheiden sich in ihrer geographischen Verbreitung, und somit liegt nur teilweise Synonymie vor.

Gleichsam das Gegenteil des Synonyms ist das Antonym, ein Wort, das einem anderen bezüglich dessen Bedeutung entgegengesetzt ist. Antonyme Wörter haben unterschiedliche Etymologien, sind also nur insofern verwandt, als dass sie eine genau entgegengesetzte Bedeutung haben. Beispielhafte Gegensatzpaare wären schwarz-weiß, arm-reich, Mann-Frau, starten-landen, Leben-Tod. Antonyme, „Gegensatz-Wörter“, kann man in relative (ohne genauen Bezugspunkt) wie groß- klein, billig-teuer und absolute (mit genauem Bezugspunkt) einteilen (tot-lebendig, verheiratet-ledig).

Allerdings sind Antonyme in noch stärkerem Maß als die Synonyme häufig nicht eindeutig definiert. So scheint es zu einer Vielzahl von Wörtern ad hoc kein eindeutiges Antonym zu geben. Was wäre z. B. das Gegenteil von Apfel oder Studierzimmer? Allerdings lassen sich aus dem Kontext heraus meist sehr wohl Antonyme ableiten.

Antonyme lassen sich noch weiter unterteilen: Graduierbare Antonyme bezeichnen Gegensätze, die an einer Skala messbar sind (lang-kurz, traurig-froh). Binäre Antonyme sind sich ausschließende Gegensätze, wobei ein Messen nicht möglich (tot-lebendig). Lexikalische Konverse: sich gegenseitig bedingende Gegensätze, wobei die Ausdrücke symmetrisch zueinander sind (LehrerIn-SchülerIn, ArbeitgeberIn-ArbeitnehmerIn)

3.2. Beispiele

Gerade im Bereich von Tod und Sterben sind im Laufe der Jahrhunderte durch die hier besonders stark ausgeprägte Euphemisierung unzählige Quasisynonyme entstanden. Die Antonymie scheint dagegen gezählt. Das Gegenteil von sterben ist entweder leben oder geboren werden– möchte man annehmen.

Hildegard und Erich Bulittas Wörterbuch der Synonyme und Antonyme verzeichnet unter der Rubrik sterben folgende Antonyme: geboren werden, auf die Welt kommen, (weiter)leben, überleben, genesen, fortleben, übrigbleiben, überstehen. Es finden sich auch eine Anzahl von Synonymen zu sterben wie umkommen, hinscheiden, heimgehen oder ableben, aber auch Wörter, die die Todesart genauer definieren und damit meiner Meinung nach eher als Hyponyme zu sterben einzuordnen wären (wobei die Grenze zwischen Hyponymie und teilweiser Synonymie sicherlich nicht eindeutig zu ziehen ist). Beispiele dafür sind ersticken, ‚erfrieren, verhungern, verdursten.

Unter dem Eintrag töten verzeichnen Bulitta als Synonyme neben jmdn. beseitigen folgende Wörter: (er)hängen, vergasen, kreuzigen, umbringen, liquidieren, lynchen, vernichten, erschießen, säubern, ausrotten, hinschlachten, totschlagen, meucheln, erdolchen, hinrichten, erstechen, niederstrecken, ausmerzen, aus der Welt schaffen. Bulitta verzeichnen diesbezüglich: leben, atmen, vegetieren, weiterleben, fortleben, existieren, bestehen lassen, wiederbeleben, erwecken, stimulieren (Gefühle). Unter dem Stichwort tot sind neben gestorben, verblichen, leblos u. ä. auch synonyme Wörter wie verlassen, öde, menschenleer, geisterhaft und einsam zu finden. Antonym zu tot erscheinen neben lebendig auch genesen, heil oder bukettreich (Wein).

Bei Redewendungen oder Phraseologismen ist es noch schwieriger, Synonyme zu finden, auch wenn einige Wendungen durchaus synonym in Gebrauch sind. Ich habe diesbezüglich Hans Schemanns  „Synonymwörterbuch der deutschen Redensarten” konsultiert. Schemann verzeichnet unter sterben (müssen) insgesamt 58 Wendungen, deren Großteil sich auch in unserem Wortfeld wiederfindet. Er differenziert u. a. zwischen „umgangssprachlichen”, euphemistischen, pathetischen, seltenen, formellen, veraltenden/veralteten sowie kindersprachlichen Redensarten. Sein Zugang zur Synonymie scheint sich also auf der kontextuellen Ebene zu befinden. Als umgangssprachliche Wendungen führt er etwa dran sein, ins Gras beißen, geliefert sein oder hops gehen an, unter euphemistischen etwas Menschliches passiert, auf die große Reise gehen (müssen) oder den Löffel weglegen. Als selten erachtet Schemann Redensarten wie ins Grab sinken, in den Sielen sterben, sein Leben aushauchen oder auf dem Kampfplatz bleiben. Der Kindersprache ordnet er in den Himmel / in die Hölle kommen zu.